visorApps Netzwerk > visorApps > Blog > Barrierefreiheit der “Bluespot City Info-App“ für die Wall AG / JCDecaux-Gruppe

Barrierefreiheit der “Bluespot City Info-App“ für die Wall AG / JCDecaux-Gruppe

Nachdem die Medien bundesweit über den ColorVisor und die Blibu-App von visorApps berichtet hatten, meldete sich im August 2014 das Berliner Büro der Wall AG, eines internationalen Spezialisten für Stadtmöblierung und Außenwerbung. Die Wall AG betreibt als Teil der JCDecaux-Gruppe unter anderem die Wartehäuschen des ÖPNV und City-Toiletten in verschiedenen deutschen Städten. Damit steht der Wall AG eine öffentliche Infrastruktur zur Verfügung, über die nach und nach auch WLAN und teilweise auch Computer-Terminals bereitgestellt werden. An diesen „Bluespots“ kann man sich zum Beispiel über Gaststätten, Museen, Haltestellen und Toiletten informieren. Diese Stadtinformationen erhält man ebenfalls über die „Bluespot-City-Info-App“ für iOS und Android.

Man fragte mich, wie barrierefrei die App überhaupt für Menschen mit einer Behinderung nutzbar sei, da gerade diese ja auch besonders von dem Informationsangebot der App profitieren könnten. Bin ich blind und stehe an einer Bushaltestelle, kann ich natürlich den dort aufgehängten Fahrplan nicht lesen und wenn gerade niemand Anderes da ist, auch niemanden fragen. Mit der passenden, barrierefreien App ließe sich aber die gewünschte Abfahrtszeit schnell ermitteln. Die Bluespot-App hat das Potential, Informationen, die besonders für Menschen mit einer Behinderung wichtig sind, ortsunabhängig schnell zur Verfügung zu stellen und so war ich natürlich gerne bereit, bei der Verwirklichung ihrer Barrierefreiheit mitzuhelfen.

Möchte man Informationen aus einer App erhalten, ist es unerlässlich, dass man sie überhaupt bedienen kann. Deshalb bestand der erste Schritt in der Prüfung der Bedienbarkeit der Bluespot-App durch blinde und sehbehinderte Nutzer, die ich zusammen mit Fritz Weisshart von Webdesign Weisshart durchführte. Dabei stellte sich heraus, dass viele Informationen in der App zwar prinzipiell zugänglich und nutzbar waren, insbesondere aber das häufige Fehlen einer alternativen Beschriftung von Tasten diesen Zugang sehr mühsam machte und so abschreckend wirkte. Einige Bereiche der App waren für Blinde und Sehbehinderte zunächst sogar komplett unzugänglich.

Im Oktober hielt ich einen Workshop zur Barrierefreiheit im Allgemeinen und zur Entwicklung barrierefreier Apps im Besonderen, an dem von der Projektplanung über die Technik bis hin zum Marketing eine ganze Reihe von an der App beteiligten MitarbeiterInnen teilnahmen. Für einige davon waren die Themen Behinderung und Barrierefreiheit zumindest in diesem Kontext ganz neu. Ich hatte aber den Eindruck, dass alle dem Thema sehr offen gegenüber standen und sehr interessiert waren. Es gab zahlreiche Fragen zu beantworten.

Nach dem Workshop machten sich die Entwickler der Bluespot-App ans Werk, um die gemeinsam identifizierten Probleme zu beheben. Im Dezember gab es dann noch ein Treffen, bei dem die Fortschritte getestet und einige hartnäckige Probleme gelöst werden konnten. Die meisten Hürden konnten mit einer passenden Alternativ-Beschriftung sehr schnell ausgeräumt werden. An anderen Stellen war es allerdings auch nötig, in die Programmstrukturen einzugreifen, um Zugänglichkeit zu schaffen. Auch das wurde erledigt und im Februar konnte ich schon die fertige neue Version testen. Wie zu erwarten, führten die Änderungen jetzt zu einem sehr viel besseren und schöneren Nutzungserlebnis. Auch Blinde und Sehbehinderte kommen jetzt ohne weiteres und selbsterklärend an die gewünschten Informationen heran, können sich über relevante Orte in der Umgebung informieren, dort auch gleich anrufen oder sich eine Verkehrsverbindung dorthin anzeigen lassen. Definitiv ein großer Gewinn und ein Beispiel, wie viel man verbessern kann.

Die Entwicklung der Bluespot-App mit Hinblick auf Nutzer mit einer Behinderung ist damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Denn das Potential, wichtige Informationen für diese Nutzergruppe anzuzeigen, ist noch lange nicht erschöpft: Ist ein Restaurant rollstuhlgerecht ausgestattet, bietet ein Museum auch Führungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten an oder kann ich die Informationen auch in Gebärdensprache bekommen? Die Bereitstellung dieser Informationen ist weniger ein technisches Problem denn eine Frage der zur Verfügung stehenden Daten und deren Sammlung. Sie bedarf des Bewusstseins für die Notwendigkeit einer entsprechenden Infrastruktur und eine kontinuierliche Aktualisierung der Daten. Das Erreichen meines Zieles der informationellen Barrierefreiheit braucht daher noch einige Zeit.

Weitere Informationen zur Bluespot-App der Wall AG.

Comments are closed.